Millionen Mädchen in Indien wachsen in bedrückender Armut auf. Eine der Hauptursachen ist eine tief verwurzelte kulturelle Denkweise, die ihnen enge Grenzen setzt: „Wenn du zu viel lernst, wirst du nicht heiraten können.“ Unter diesem gesellschaftlichen Druck brechen viele Mädchen ihre Ausbildung bereits nach der Grundschule ab – mit schwerwiegenden Folgen. Kinderheirat, sexuelle Ausbeutung, Kinderarbeit und Menschenhandel sind in vielen ländlichen Regionen bittere Realität. In der Hoffnung auf ein besseres Leben verlassen zahlreiche Mädchen ihre Heimat, doch nicht selten geraten sie in noch grössere Not. Viele Eltern hören nie wieder etwas von ihren Töchtern.
Um dieser Entwicklung entgegenzuwirken, hat die Diözese Vijayawada im indischen Bundesstaat Andhra Pradesh im Jahr 2019 das Projekt Talitha Cumi Unnati ins Leben gerufen. Der Name bedeutet übersetzt: „Kleines Mädchen, ich sage dir, steh auf.“ Ziel des Projekts ist es, jungen Frauen durch finanzielle Unterstützung in Form eines kleinen Stipendiums den Zugang zu einer hochwertigen Hochschulausbildung zu ermöglichen. Die meisten Eltern dieser Mädchen sind Tagelöhner und kämpfen täglich ums Überleben. Obwohl die Ausbildungskosten pro Mädchen nur einen Franken pro Tag betragen, übersteigt dies oft die finanziellen Möglichkeiten der Familien.
Derzeit werden in 141 Pfarreien jeweils zehn Mädchen mit einem Stipendium gefördert. Insgesamt erhalten über 1.000 Mädchen Unterstützung – mit dem ehrgeizigen Ziel, diese Zahl auf 10.000 zu steigern.
Seit 2022 unterstützt das Hilfswerk Liechtenstein dieses Projekt.
2021
Auch 2021 hat das HWL 10 Mädchen aus den unteren Kasten eine Ausbildung in medizinischen und pflegerischen Berufen ermöglicht. Die Mehrheit der Eltern sind Tagelöhner und mit dem täglichen Überlebenskampf beschäftigt. An den Kosten der Ausbildung können sie sich nicht beteiligen.
2020
Die Mehrheit der Eltern der Mädchen sind Tagelöhner und mit dem täglichen Überlebenskampf beschäftigt. Obwohl die Kosten pro Tag und Mädchen nur einen 1 Franken ausmachen, können Eltern die Ausbildung nicht finanzieren.
Das HWL freut sich, 16 Mädchen bei der Ausbildung zur Krankenpflegerin unterstützen zu können, um ihnen damit eine bessere Zukunft zu ermöglichen.
Wie uns Pater Don Bosco bei seinem Besuch erzählt, verlassen viele Mädchen der unteren Kasten wegen mangelnder Arbeit seine Diözese Vijayawada, um in arabischen Ländern die Stelle als Haushaltshilfen anzutreten. Viele Eltern haben nie wieder etwas von ihren Töchtern gehört.